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Timo Bark Interview

Timo kommt ursprünglich aus Hamburg und ist studierter Musikwissenschaftler, sowie Japanologe und Germanistiker.

Er ist Vater von Zwillingen und hat sein Unternehmen Sackpfeifenschule 2013 in Deutschland gegründet

Er ist hauptberuflicher Musiklehrer für exotische Musikinstrumente wie Dudelsäcke, Flöten, Schalmei und spielt traditionelle Musik aus ganz Europa und auch historischer Musik.

Warum hast du dich dafür entschieden, nach Zypern auszuwandern?

Das war eine relativ spontane Entscheidung. Ich hatte immer schon den Wunsch, aus Deutschland auszuwandern. Das Klima hat da einen großen Faktor gespielt. Ich wollte immer schon dahin, wo die Sonne mehr scheint als in Hamburg.

Es sollte auch immer eine Insel sein. Ursprünglich sollten es die Kanarischen Inseln werden, da ich die bereits aus meiner Kindheit kenne. Ich kannte Zypern zuvor gar nicht richtig, aber wir sind dann recht plötzlich im Mai 2021 ausgewandert.

Gebucht haben wir abends bei einem Glas Rotwein.

Wir haben uns davor bereits ein bisschen mit Zypern beschäftigt und haben darüber recherchiert. Eines Abends hat meine Frau dann gesagt: Ich buche jetzt und kündige die Wohnung.

Wir hatten keine Kontakte oder Freunde auf der Insel und waren davor auch noch nie hier. Wir haben also wirklich von null angefangen.

Der große Anstoß für mich war persönlich. Ich hatte 2020 ganz unverhofft eine große Herzoperation, ich hatte ein Aneurysma, was nur zufälligerweise entdeckt wurde. Das war ein großer Einschnitt in mein Leben.

Danach habe ich mir gesagt: Das Leben ist irgendwann ganz sicher zu Ende, mach doch noch einmal was anderes. Da schien mir ein Ortswechsel ein sehr guter Impuls.

Ein anderer Impuls kam von der wirtschaftlichen Seite aus, aufgrund der Situation mit der neuartigen Krankheit, die ausgebrochen ist. Das hat den Musikunterricht, den live Unterricht sehr schwierig gemacht.

Ich musste deswegen den Unterricht sowieso auf Online umstellen. Das ging aber in Hamburg aufgrund der Wohnsituation mit den Nachbarn und einer hellhörigen Altbauwohnung nicht. Deswegen haben wir uns gesagt, dass wenn wir sowieso umziehen müssen, warum dann nicht auch ein bisschen weiter weg, mit Sonne und Meer.

Ich wunder mich immer noch manchmal, dass ich jetzt hier bin, aber ich habe es bis heute nicht bereut. Wir sind jetzt knapp ein Jahr hier und es fühlt sich immer noch richtig an hierhergekommen zu sein.

Wie gestaltest du deinen Unterricht hier?

In Hamburg habe ich ausschließlich Präsenzunterricht gemacht und Workshops veranstaltet in Form von Schnupperkursen.

Von hier aus unterrichte ich überwiegend online, bin aber gerade dabei Schnupperkurse in Larnaka zu organisieren.

Ein neues Projekt, was gerade am Anlaufen ist, sind Musikurlaube auf Zypern. Da können Leute für ein bis drei Wochen nach Zypern kommen und bei mir, oder zwei anderen Kollegen für fünf Tage Musikunterricht bekommen.

Ich habe auch direkt über Facebook den Kontakt zu zypriotischen Musikern geknüpft. Hier ist auch viel los in der Musikerszene.

Hast du auch schon beispielsweise Dudelsackspieler hier auf Zypern kennengelernt?

Ich habe tatsächlich über Facebook zwei englische Dudelsackspieler kennengelernt. In Paphos gibt es auch einen Kilt Schneider und zumindest einen schottischen Dudelsackspieler, der hier auch sehr aktiv ist und auf Hochzeiten spielt.

Was waren für dich die Standortvorteile, die für Zypern gesprochen haben?

Im Vergleich mit den Kanaren war das die etwas kürzere Flugdauer. Von Hamburg nach Zypern schafft man es im Direktflug in vier Stunden. Ein anderer wichtiger Punkt gerade für den Online-Unterricht war, dass es nur eine Stunde Zeitverschiebung nach Deutschland sind.

Dadurch dass es noch EU ist, hat es sich für uns nicht so sehr wie Auswandern angefühlt, sondern eher wie ein Umziehen an einen Ort, der ein bisschen weiter weg ist.

Nach München wäre ich mit dem Zug aus Hamburg länger unterwegs als nach Zypern.

Das Eintauchen in eine etwas mediterranere Kultur und Lebensart hat uns auch sehr gereizt. Wenn man sich von der Entspanntheit der Zyprioten und Wahlzyprioten anstecken lässt, dann kann man da sehr von profitieren.

Wie haben deine Freunde und Familie darauf reagiert, dass ihr auswandert?

Gemischt. Meine Eltern sind eher ältere Jahrgänge. Für die war es schwer, auch weil sie erst kurz davor Großeltern geworden sind. Dann waren auf einmal nicht nur die eigenen Kinder weit weg, sondern auch gleich die Enkelkinder. Aber unsere Mutter besucht uns dieses Jahr das erste Mal und ich glaube, sie hat es schon verstanden, warum wir hier sind.

Und deine Frau war sofort dabei?

Die hat das Ganze ja sofort gebucht. Ich hätte mir dabei gerne noch ein bisschen mehr Bedenkzeit gegeben. Aber sie meinte dann plötzlich, dass sie die Tickets gebucht hat. Also haben wir in Hamburg alles abgewickelt und die Wohnung gekündigt.
Unser Auswanderungsprozess hat ungefähr drei Monate gedauert und dann waren wir hier.

Ich hatte das Glück, nicht mit einer Firma umziehen zu müssen, da ich in Deutschland als Freiberufler gearbeitet habe.

Hattet ihr Sprachbarrieren als ihr hier nach Zypern gekommen seid?

Tatsächlich gar nicht, da hier die allermeisten Englisch sprechen, zum Teil sogar besser als ich. Das hat es uns sehr leicht gemacht.

Griechisch lernen wir auch. Es ist nicht einfach, ich würde sagen schwerer als Japanisch, aber wir sind dabei es zu lernen.

Gab es bei euch den Gedanken vielleicht auch in die türkische Republik Nordzyperns zu ziehen?

Das war für uns von Beginn an klar, dass wir in den Süden der Insel gehen, weil wir in der EU bleiben wollten.

Wir haben letztens einen Ausflug nach Famagusta gemacht und das wäre vielleicht auch irgendwann einmal eine Überlegung. Es hat uns dort sehr gut gefallen, aber es bringt einige Standortnachteile mit sich. Beispielsweise, dass die Post dort nicht direkt zugestellt wird, sondern über eine türkische Hafenstadt und dass es aus der EU keine Direktflüge gibt.

Wie war es hier ohne weitere Kenntnis auf Zypern anzukommen?

Wir wussten ja ein bisschen wie die Insel aussieht, weil wir viel recherchiert haben, viel gelesen und uns viele Videos dazu angeschaut haben. Es sollte auch eine Insel im Mittelmeer sein, damit das Klima dem entsprechend warm ist.

Wir haben dann sehr spontan diese Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen. Das gute Gefühl ist bei der Ankunft auf jeden Fall bestätigt worden. Wir haben die ersten fünf Wochen in einem Airbnb in Larnaka gewohnt und sind dann in eine Wohnung gezogen.

Es hat sich von Beginn an nicht fremd angefühlt und wir haben es bis heute nicht bereut.

Gibt es irgendetwas, was dir als Unternehmer hier auf Zypern fehlt?

Was ich mir noch aufbauen muss, sind Kontakte zu anderen Unternehmern aus ähnlichen Bereichen. Das muss nicht genau der Bereich Musik sein, aber da bin ich gerade dabei den Kontakt zu Leuten aufzubauen, die im künstlerischen oder auch handwerklichen Bereich unterwegs sind.

Welche Tipps würdest du Menschen geben, die sich in der Phase befinden, in der ihr vor einem Jahr wart?

Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich sagen: einfach machen. Zurück kann man immer noch, weiter kann man auch noch. Aufgrund des letzten Winters haben wir auch schon überlegt, ob wir nicht noch ein bisschen weiter Richtung Äquator gehen sollen.

Das ist kein so großer Schritt, wie man ihn sich davor vorstellt.

Dann hängt es aber davon ab, wie man persönlich gestrickt ist, ob man ein Unternehmen hat, oder was man beruflich macht.

Ich kenne den einen oder anderen deutschsprachigen Handwerker hier, von dem ich gehört habe, dass es relativ schwierig ist einheimische Kunden zu gewinnen.

Ich glaube aber, dass das relativ leicht zu lösen ist, denn unsere Erfahrung mit einheimischen Handwerkern waren eher durchmischt. Sehr nette Menschen, aber wir hatten zuerst zwei Stellen im Dach, an denen es durchgeregnet hat. Nachdem sie da waren, hatten wir sieben Stellen, an denen es durchgeregnet hat. Nachdem sie ein zweites Mal da waren, war dann aber alles gut.

Man muss hier einfach etwas von der Gelassenheit mitnehmen und darf die Leute nicht unter Druck setzen, dann funktioniert hier auch alles.

Mit dem Wetter muss ich dich beruhigen, dass es dieses Jahr besonders lange geregnet hat. Normalerweise wird es hier ab Februar wieder wärmer und trockener. Ich hatte auch schon Jahre, in denen ich im Januar im T-Shirt im Café draußen saß.

Was würdest du anders machen, wenn du noch einmal hierherkommen würdest? Denn gerade mit zwei kleinen Kindernist es ja noch einmal eine andere Herausforderung.

Ich habe das auch schon aus vielen Ecken gehört, dass Zypern eine sehr familien- und kinderfreundliche Insel ist.

Ich habe das auch schon aus vielen Ecken gehört, dass Zypern eine sehr familien- und kinderfreundliche Insel ist.

Ich würde es noch einmal so machen und wäre nicht meine Herz-OP davor gewesen, hätten wir es wahrscheinlich auch schon früher gemacht.

Unsere Jungs waren bei der Auswanderung zwei Jahre alt. Das hat es auch einfacher gemacht, weil sie noch nicht aus ihren Freundeskreisen in der Schule oder der Kita herausgenommen wurden. Deswegen ging das wirklich gut.

Die erste Woche Kita Erfahrung war für sie auf jeden Fall eine Herausforderung, auf einmal eine andere Sprach zu sprechen und andere Menschen um sich herumzuhaben. Aber schon nach der zweiten Woche haben sie sich sehr schnell verabschiedet als es in die Kita ging.

Wie wichtig war für euch die deutschsprachige Community hier auf Zypern?

Das war für uns eine große Unterstützung. Wir haben über Facebook zu dieser Community Kontakte geknüpft, haben sehr viel Unterstützung erhalten und sehr nette Leute kennengelernt. Das hat für uns diesen Schritt sehr viel leichter gemacht.

Sich in seiner Muttersprache verständigen zu können, sich zu treffen und auszutauschen ist wirklich ein großes Geschenk dieser Community.

Wem würdest du empfehlen, nach Zypern auszuwandern? Für wen ist das genau die richtige Insel?

Für mich ist es auf jeden Fall genau die richtige Insel. Ansonsten für jeden, der an gutem Wetter interessiert ist.

Dieser Wechsel eröffnet einem auch sehr viele Möglichkeiten. Für mich war das ein sehr befreiender und inspirierender Schritt aus dem Umfeld, in dem ich jahrelang war herauszukommen und die Perspektive zu wechseln.

Also jeder, der daran Interesse hat, der im Innern trägt und gerne einmal woanders hin möchte, dem kann ich Zypern empfehlen. Es wird bestimmt nicht für jeden etwas sein. Aber das Leben ist endlich und wenn man diesen Drive hat, dann sollte man dem nachgehen.

Wie bist du auf Zypern noch aktiv?

Ich bin gerade dabei ein Ensemble zu gründen, zusammen mit einem zypriotischen Trommler zusammen. Wenn alles klappt, dann werden wir auf dem großen Mittelalter-Festival in Aiya Napa spielen.

Neben diesen Rohrblattinstrumenten spiele ich auch noch irische Flöten. Da biete ich auch Schnupperkurse an.

Flöten sind tatsächlich die ältesten erhaltenen Instrumente der Menschheit. Die sind aus Knochen und die ältesten Knochenflöten sind in einer Höhle auf der schwäbischen Alp gefunden worden.

Was treibt dich an, was ist dein „Warum“ als Unternehmer?

Mein „Warum“ ist wirklich das Unterrichten. Das macht mir unheimlich viel Spaß zu vermitteln. Es macht mir mehr Spaß als das Auftreten, weil ich immer ein bisschen Lampenfieber habe.

Meine Leidenschaft für den Unterricht habe ich während des Studiums entdeckt. Da habe ich neben dem Studium ein bisschen unterrichtet und habe das wirklich für mich entdeckt.

Meine Motivation ist dabei zu sehen, wie die persönliche Entwicklung bei Leuten ist, die ein solches Instrument lernen. Es gibt viele auch ältere Menschen, die sagen, dass sie schon immer Dudelsack lernen wollten, aber gewartet haben, bis die Kinder aus dem Haus sind. Zu denen kann ich nur sagen, dass es wie bei einer Auswanderung auch ist: einfach wagen und ausprobieren, wenn du die Gelegenheit dazu hast. Es gibt sehr viel zu entdecken.

Die andere große Motivation ist natürlich die Kinder und die Familie.

Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren?

Da habe ich gar keine konkrete Strategie. Ich hoffe, dass sich das mit dem live Unterricht, den Workshops und den Musikurlauben hier entwickelt. Das ist etwas, woran ich gerne arbeite und was ich weiterentwickeln möchte.

Das wäre eine schöne Sache, wenn man vier oder fünf Mal im Jahr Workshop-Wochen anbieten kann, von denen so vier bis fünf Tage Musikunterricht sind.

Darüber hinaus ist es auch schön sich hier etwas aufzubauen, Schnupperkurse anzubieten und mit vielen verschiedenen Musikern zu spielen.

Wenn du also auch ein exotisches Musikinstrument lernen möchtest und dich traditionelle europäische Musik und mittelalterliche Musik interessiert, dann melde dich gerne bei mir, mach einen Schnupperkurs und probiere es aus.

Eine einfache Flöte ist nicht teuer und ein gutes Einstiegsinstrument für jeden.

Auf meiner Website: www.sackpfeifenschule.de oder einfach www.timobark.de, findet ihr mich.

Zypriot Redaktion

Wir sind selbst Zypern Auswanderer und sammeln die wichtigsten Infos hier in diesem Magazine. Experten Gastartikel, Interviews und Checklisten geben dir Insides und Sicherheit für deine Auswanderung. Willkommen auf der Sonnenseite des Lebens.