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Marcus Hirsch Interview

Markus ist seit 1995 Unternehmer in der Touristikbranche. 

Seit 15 Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Nachhaltigkeit und der Schaffung einer lebenswerten Welt.

2014 hat er seinen Wohnsitz nach Limassol verlegt.

Die Auseinandersetzung mit dem Arbeitsrentenschutzgesetz hat ihn letztendlich nach Zypern bewegt

Er selbst ist bekannt als Segler, Unternehmer, und Visionär, woraus sich sein Projekt speist.  Sein Unternehmen heißt MMC welches das Produkt “Three-Ship-Cruises” anbietet.

Dies sind nachhaltige Kreuzfahrten auf Segelschiffen, die einmal im Jahr die ganze Welt umsegeln.

Was für ein Unternehmen betreibst du hier auf Zypern?

Das Unternehmen ist eigentlich ein Konstrukt. Es ist ein touristisches Produkt. Ich selbst war lange Zeit in verschiedenen Teilen der Tourismusbranche aktiv.

2014 hatte ich dann die Vision, dieses Projekt ins Leben zu rufen.

Ich segle seitdem ich 7 Jahre alt bin und bin ein Kind des Wassers.

Ich wollte weiterhin etwas im Tourismus machen und ich finde, dass die Kreuzfahrt eine der schönsten touristischen Erlebnisse ist. Aber nicht in der Form, in der sie umgesetzt wird.

Es ist in seiner jetzigen Form das am wenigsten nachhaltige Produkt, was die Touristik herausgebracht hat. Man denke nur an die Umweltverschmutzung der Schiffe, und die Massen an Touristen, die  die kleinen Inseln belagern.

Da habe ich mir gedacht, dass es auch anders geht.

Das war der Anstoß, der bis heute gediehen ist.

Heute sind wir 50 Leute, von der Chefmeteorologin von der Bundesmarine, bis zu einem Yachtbauer, einem Designer, und einem Reiseveranstalter, der erfolgreich ist.

Also viele Leute, die auf erfolgreiche, selbstständige oder auch angestellte Karrieren zurückblicken konnten, haben gesagt: Ja, da mache ich mit.

Das schöne ist dabei, dass das Projekt in seiner Zielsetzung mit den drei Säulen: Sicherheit, Luxus, und Nachhaltigkeit zusammen funktioniert.

Viele sagen, dass diese Elemente nicht zusammen gehen, da sie sich gegenseitig ausschließen. Das tunsie aber nicht. Man muss nur nachhaltig denken. Das ist genau mein Thema. Man muss dafür zu Ende denken.

Mit kleinen Einheiten, wie zum Beispiel Segelbooten, geht das.

Eines unserer Schiffe kann 10 Gäste plus 6 Mann Besatzung aufnehmen.

Das Modell ist ein Katamaran, der mit seiner Ausstattung komplett autark ist.

Die Boote sind beispielsweise mit Solarzellen verbaut, was die Energieversorgung für das ganze Schiff garantiert.

Der Brand des Produktes heißt “Three-Ship-Cruises”, da immer drei Schiffe gleichzeitig in einer Flotte fahren. Das ist dem geschuldet, dass wir Positionen wie einen Techniker auf drei Schiffen zeitgleich ausfüllen können.

Dann haben wir auf einem Schiff einen Koch, auf einem einen Bäcker, und auf einem einen Konditor.

Wir haben bei voller Belegung  30 Gäste, welches für die Inseln, die wir anfahren, sehr gut verkraftbar ist.

Wie weit hast du dein Unternehmer bereits durchgeplant?

Durchgeplant ist bis zum Dezember 2047. 

Wir haben einen Reiseveranstalter mit Sitz in Deutschland. Der vermarktet  nur nachhaltige Reisen. Er ist beispielsweise in dem Forum “Anders-Reisen” drin.

Deswegen sind unsere Reisen in allen Reisebüros in Deutschland, Österreich, und der Schweiz buchbar. Man muss nur nach “Three-Ship-Cruises” fragen. Die Reisen sind auch bereits buchbar.

Wir haben so weit geplant, weil es drei Schiffe sind, die immer als Flotte fahren. Weil ein Reiseveranstalter seinen Katalog nicht nur für ein Jahr druckt, sondern für mehrere Jahre, sollten wir möglichst immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein.

Deswegen fahren jedes Jahr drei neue Katamarane los, die immer auf dem nachhaltigkeitstechnisch neuesten Stand sind. So haben wir dann am Ende insgesamt acht Flotten. Das liegt daran, dass wir einmal um die Welt fahren.

Buchbar sind  ein bis drei Wochen, je nachdem wo wir gerade sind.

Seychellen, Galapagos, überall wo es schön ist, wo man sehr gut tauchen kann. Wo vielleicht auch nicht so viele andere Leute hinkommen.

Und niemals groß weiter als 20 Grad nördlich oder südlich des Äquators.

Aber im Endeffekt immer wechselnd, sodass wir nie in Taifun-Zonen oder Hurrikane-Zonen sind. Das ist ja immer saisonal bedingt. Um das zu planen, war die Meteorologin sehr wichtig.

Wir fahren, anders als alle denken würden, gen Osten und nicht gen Westen.

Warum hast du dich für Zypern entschieden?

Ich habe es in Deutschland gestartet und bin dann nach Zypern gekommen. Das hat zwei rechtliche Geschichten. Es gibt eine sogenannte Kabotage Regelung in der Welt. Das heißt, wir mussten da ein Konstrukt finden, das für uns funktioniert.

Das sieht jetzt so aus, dass wir einen Verein in Deutschland haben, der MMC-EV heißt. Der ist für die ganzen Hintergrundaktivitäten zuständig. Er macht diewichtigen Projekte für die Nachhaltigkeit, auch in den Destinationen.

Es ist uns sehr wichtig, dass die Wertschöpfung dort bleibt, wo wir hinreisen. Also nicht, dass die Wertschöpfung zu dem geht, wem das Unternehmen gehört, sondern an alle, die beteiligt sind.

Wir mussten das danntrennen. Dadurch, dass ein Verein kein Gewinn machen darf – wir sind sogar gemeinnützig – und wir unter dem Arbeitnehmerschutzgesetz Vorgaben in Deutschland haben, die wir auf so einer Kreuzfahrt nicht erfüllen können, mussten wir ein Land finden, in dem es diese Gesetzgebung nicht gibt.

Es war uns dabei sehr wichtig, dass das gewählte Land eine maritime Vergangenheit und Tradition hat.

Zypern ist mir noch persönliches Anliegen, da einer meiner besten Freunde hier in Limassol ist und hier eine große Kanzlei hat. Als ich mit ihm gesprochen habe,  hat er mich sofort mit offenen Armen empfangen und wollte direkt mitmachen.

 Somit haben wir uns dazu entschieden, die Schiffe unter zypriotischer Flagge fahren zu lassen.

Bist du schon einmal ausgewandert, oder war das jetzt deine erste Auswanderung?

Ich hatte schon einmal eine Firma in der Schweiz, eine in Österreich, aber ich habe das nie als Auswandern empfunden. Mein Lebensmittelpunkt ist immer da, wo ich gerade bin.

Ich mache das nicht an einem Land fest. Ich war in den letzten 20 Jahren nie länger als ein halbes Jahr in Deutschland.

Die Welt und das Wasser haben keine Grenzen und so fühle ich mich auch. Das ist auch das, was mich antreibt. Die Freiheit, die Schönheit der Welt, die Vielfalt der Kulturen.

Bei uns im Projekt passen wir auch immer darauf auf, dass genau auf diese Aspekte geachtet wird. Wir passen uns an alle lokalen und kulturellen Gegebenheiten an. Wir bereiten alles frisch zu und schenken beispielsweise kein Alkohol aus, wenn wir an Indonesien vorbeifahren, weil es da keinen Alkohol gibt. Wir projizieren also das Bereiste auf unser Schiff und erhalten dabei jeglichen Luxus.

Was waren für dich die Standortvorteile, die für Zypern gesprochen haben?

Die Tradition und das Rechtliche. Also eine rechtliche Tradition, was das Schifffahrtsrecht angeht. Also eine, die keine Regelung wie in Deutschland hat, die quasi verhindert, dass  irgendein Schiff noch unter deutscher Flagge fahren kann.

Dann, dass Zypern nicht nur Zypern ist, sondern Zypern ist ja ein Schmelztegel der Kulturen. Das merkt man auch am Essen und das liebe ich hier. Du hast das Arabische, das Türkische, das Europäische, das Afrikanische, also jede Menge Einflüsse.

Genau das haben wir auf unserer Tour auch, das spiegelt sich wider. Was die Zyprioten ausmacht, ist das, wenn sie etwas machen, dann machen sie es mit Herz und sonst gar nicht.

Wie lange hat der Auswanderungsprozess für dich gedauert?

Das Tolle ist, dass mein Freund praktisch alles für mich organisiert hat. Ich musste eigentlich nur meine Koffer packen und in den Flieger steigen.

Ich musste zwar das eine und andere Dokument unterschreiben, beispielsweise um mein Bankkonto zu eröffnen, oder bei der Firmengründung, aber ansonsten war das für mich wie ein Paradies, denn ich mag Bürokratie überhaupt nicht.

Gab es irgendwelche Sprachbarrieren für dich hier auf Zypern?

Nein, überhaupt nicht. Also ich spreche nur ein paar Worte Griechisch, aber sag mir einen, der hier kein Englisch kann. Und die Menschen hier sind so offen, herzlich und neugierig, dass man emotional gar keine Mauern einreißen muss. Das ist wirklich das Schöne hier.

Businessmäßig ist es schon eine kleine Umstellung, denn man nimmt sich selbst nicht so ernst. Das ist hinsichtlich der Sozialkompetenz und vom Leben her sehr angenehm.

Wenn man aber ein gradliniger Diplombetriebswirt oder Finanzbeamter ist, oder wenn du in irgendwelchen Regularien bist, dann dauert es halt mal noch zwei Wochen. Das ist aber einfach so.

Was gab es in Zypern für dich als Unternehmer für Herausforderungen?

Wir fahren unter zypriotischer Flagge, welches bedeutet, dass überall auf der Welt an Bord zypriotisches Recht gilt.

Zypern ist zwar ein Seefahrerland, aber rechtlich noch ein Anhängsel von Griechenland. Durch angelsächsisch angelehntes Recht gilt hier auch in Teilen englisches Recht.

Das widerspricht sich also manchmal.

Die Bürokratie gibt es hier also auch, aber du hast  damit ganz andere Hürden.

Sobald du jemanden kennst, ist alles kein Problem, wenn du niemanden kennst, hast du ein Riesenproblem.

In Deutschland kannst du das so nicht festmachen. Dort hilft es dir nicht, wenn du jemanden kennst.

Gibt es irgendwas, was dir hier als Unternehmer fehlt? Du hast hier noch ein weiteres Projekt gestartet, weil es diese Sache hier noch nicht gab.

Wir wollen unsere Schiffe immer weiterentwickeln, also wäre eine Abwendung von Batterien, hin zu Wasserstoff ideal.

Hier sehe ich die idealen Standortfaktoren für nachhaltige Energie. Ein super Wind, super viel Sonne, kurze Wege für die Mobilität. Ich könnte hier sogar Wasserstoff verkaufen.

Aber es gibt hier bislang gar nichts davon.

Jetzt treffen wir uns in den nächsten Wochen mit der Ministerin für Energie und schauen, was wir  machen können.

Was wären Tipps, die du für offline Unternehmer hast, die darüber nachdenken nach Zypern auszuwandern?

Tipp 1, Englisch ist Pflicht.

Tipp 2, wenn ich keine Freunde, und keine Beziehungen auf der Insel habe, dann muss ich mir welche schaffen.

Du brauchst wirklich ein Netzwerk, wenn du keine Freunde hast.

Wenn du das hast, dann ist es hier auch relativ einfach.

Deswegen kann ich Stefan wärmstens empfehlen!

Gibt es irgendwas, was du anders machen würdest, wenn du noch einmal nach Zypern auswandern würdest?

Nein.

Wie wichtig ist für dich die deutschsprachige Unternehmer-Community hier auf Zypern?

Die ist mir sehr wichtig.

Denn es ist immer wieder nett, mit Gleichgesinnten, also Unternehmern, zu reden und diesen Austausch zu haben.

Wenn du Muttersprachler Deutsch bist, dann hast du in so einem Gespräch auch viel mehr Tiefe, als wenn du Englisch redest. Deswegen ist es einfach schön.

Auch das Bier trinken, mit einem Underberger, oder ein Weißbier, oder über die Heimat reden, das hilft und ist eine Seelenmassage. Jedes Mal, wenn ich zum Stammtisch komme, dann lerne ich auch jemanden kennen, den ich zum Segeln mitnehmen kann.

Es ist ein Netzwerk, und zwar ein offline Netzwerk, welches immer schöner ist als ein online Netzwerk.

Wem würdest du eine Auswanderung nach Zypern empfehlen?

Jeder, der sich Zuhause zu beengt, zu gegängelt fühlt. Jeder, der sich dadurch nicht visionär fühlen kann, obwohl er es gerne wäre.

Was treibt dich an, was ist dein “Warum”?

Mein “Warum” ist: Wir haben so eine geile Welt, wir haben so viele tolle Möglichkeiten auch wirtschaftlich.

Wir denken nicht zu Ende und machen dadurch sehr viel kaputt, aber das muss nicht sein. Denn es geht besser, es geht auch mit Luxus, es geht mit allem, aber denkt zu Ende und denkt bitte nicht nur an euch.

Freiheit ist für mich ein ganz wichtiger Punkt.

Die Freiheit überall ins Wasser springen zu können, nicht Angst zu haben, dass wenn ich ein Schluck Wasser trinke, krank zu werden. Die Freiheit, dass wir alle genug zu essen haben, die Freiheit, dass wir auch sagen dürfen, was wir wollen.

Wovor ich warne ist, dass jemand denkt, Freiheit ist, dass er selbst oder sie selbst bestimmt, was Freiheit ist. Da sage ich immer nur: Deine Freiheit endet da, wo die des anderen beginnt.

Das heißt, Empathie und Sozialkompetenz sind extrem wichtig. Dafür ist das  Persönliche wichtig, um herauszufinden, wie der andere die Freiheit sieht. Denn jeder sieht sie anders.

Ich muss nicht immer der gleichen Meinung sein, auch wenn das heutzutage immer mehr gefordert wird.

Die Freiheit, dass ich auch so leben darf, wie ich es kann und darf, das treibt mich an morgens aufzustehen.

Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren als Unternehmer?

Hoffentlich, dass ich immer noch der Motivator bin,  dafür, dass das Projekt nachhaltiger wird, und dass die Dinge konsequent zu Ende gedacht werden.

Dazu natürlich, dass unser Produkt noch viel autarker und nachhaltiger ist, damit wir auch dort Trends setzen können. Sodass die Menschen  merken, dass Autarkie auch Freiheit bedeutet und wahnsinnig viele Möglichkeiten hat.

Die meisten sehen Nachhaltigkeit als Einschränkung, aber es ist genau das Gegenteil.

Zypriot Redaktion

Wir sind selbst Zypern Auswanderer und sammeln die wichtigsten Infos hier in diesem Magazine. Experten Gastartikel, Interviews und Checklisten geben dir Insides und Sicherheit für deine Auswanderung. Willkommen auf der Sonnenseite des Lebens.